Evangelische Kirche und Diakonie im Saarland ziehen Zwischenbilanz nach dem Hochwasser-Unglück: „Dankbar für die Hilfsbereitschaft“


Das Hochwasser, das am Pfingstwochenende alle Landkreise im Saarland heimsuchte, hat auch Auswirkungen auf die Arbeit und Einrichtungen der Evangelischen Kirche im Saarland und der Diakonie Saar. Nachdem weitere Überschwemmungen am Dienstag/Mittwoch ausblieben, ziehen Evangelische Kirche und Diakonie eine vorläufige Zwischenbilanz.

Schäden an kirchlichen Gebäuden: Landkreis Neunkirchen stark betroffen

Das Evangelische Gemeindehaus sowie das Gemeindebüro in der Dirminger Ortsmitte standen unter Wasser. Derzeit läuft dort die Klärung der genauen Schadenslage. Klar ist aber bereits, dass das Gebäude einiges abbekommen hat.
Das Gebäude in der Neunkircher Goethestraße, in dem u.a. die örtliche Evangelische Kirchengemeinde und die Evangelische Akademie im Saarland ihren Sitz haben, ist aktuell noch ohne Strom.
Der historische Stengel-Pavillon in Ottweiler wurde ein Opfer des Hochwassers der Blies. Der Pavillon, der früher Sitz des Kirchenkreises Saar-Ost war, ist heute an einen Notar vermietet. Im Martin-Luther-Haus in Heusweiler-Holz wurde die Heizungsanlage durch einen Wassereinbruch beschädigt.
Schwer getroffen hat es auch die Diakonie im Landkreis Neunkirchen. 1 Meter 50 hoch stand das Wasser im Jugendtreff Wiebelskirchen. Die Einrichtung des Gebäudes mit seiner angeschlossenen Skaterhalle wurde dadurch nahezu vollständig zerstört.
Das Haus der Diakonie, die Zentrale Beratungsstelle in der Neunkircher Bahnhofstraße, musste aus Sicherheitsgründen vom Stromnetz getrennt werden, der Keller stand unter Wasser, konnte erst am Mittwoch ausgepumpt werden. Wann das Gebäude wieder in Betrieb gehen kann, ist noch ungewiss. Ausweichbüros gibt es bereits in der Geschäftsstelle in Wiebelskirchen und in einer benachbarten Einrichtung der Diakonie.
Geschäftsführer Oliver Kremp-Mohr dankte im Namen der Geschäftsführenden allen Mitarbeitenden, die mit großem Einsatz rasch wieder die telefonische Erreichbarkeit herstellten und eine Hotline einrichteten. „In Wiebelskirchen sind sogar Mitarbeitende aus dem Urlaub gekommen, um beim Ausräumen im Jugendtreff zu helfen“, wertschätzt er das herausragende Engagement, das durch zahlreiche Freiwillige aus dem Ort unterstützt wurde.

Kindergärten: nur wenige Einrichtungen betroffen

Nach derzeitigen Einschätzungen sind die meisten evangelischen Kindertageseinrichtungen vom Hochwasser verschont geblieben oder der Betrieb nicht beeinträchtigt. Die Einrichtungen in Walpershofen und Fechingen mussten jedoch evakuiert werden. In Walpershofen war es zwischenzeitlich notwendig geworden, dass Feuerwehrkräfte die Kinder zu den Eltern bringen, weil die Einrichtung nicht mehr angefahren werden konnte. In Merchweiler kam es aufgrund des Starkregens zu einem Wasserschaden im Dach. Die Einrichtung ist zu einem Großteil nicht mehr nutzbar. Wasser stand auch in der Kita „Arche Noah“ in der Neunkircher Goethestraße.

Ambulante Hilfen: Seniorinnen und Senioren müssen teils evakuiert werden

Schwieriger gestaltete sich die Situation für ältere Menschen. An den Standorten der Ökumenische Gesellschaft für ambulante Pflege (ÖGaP) in Neunkirchen und Saarbrücken-Rußhütte mussten Kundinnen und Kunden evakuiert werden. Einige evakuierte Kundinnen und Kunden konnten privat unterkommen. Heike Johann, Geschäftsführerin der ÖGaP, sagt: „Die Betreuung kann weiter gewährleistet werden, wenn wir die Menschen finden.“ Um ihrem ambulanten Pflegeauftrag nachkommen zu können, bitte die Pflegegesellschaft aber die Behörden um Mitteilung, wo sich die Personen aufhalten.

Seelsorge, Gebet und Dank für Geschädigte und Helfende

Seit Freitag sind Mitwirkende in der Notfallseelsorge im Einsatz, um sich um Geschädigte, aber auch um Helferinnen und Helfer zu kümmern. Auch die Pfarrpersonen in den Kirchengemeinden und Funktionsstellen stehen für seelsorgerische Gespräche bereit. „Wichtig ist jetzt füreinander da zu sein“, sagt Superintendent Markus Karsch, Vorstandsvorsitzender des Kirchenkreisverbands An der Saar.

Die ökumenische Nacht der Kirchen Saar an Pfingstsonntag, die schon auf der Kippe stand, konnte letztlich an den meisten Orten durchgeführt werden. Der ursprünglich geplante Eröffnungsgottesdienst wurde durch ein Solidaritätsgebet ersetzt, dass die Geschädigten des Hochwassers, aber auch die vielen Einsatzkräfte und Helfenden in den Mittelpunkt stellte. An den meisten Veranstaltungsorten wurden Spenden für die Geschädigten gesammelt. Die Nacht der Kirchen wurde so zu einer großen Aktion der Solidarität und Nächstenliebe. Zudem wurde vor Ort die Möglichkeit gegeben, in Gemeinschaft zusammenzukommen.

Den Dank der Kirchen überbrachte Superintendent Karsch noch am Pfingstabend stellvertretend an die Einsatzkräfte von THW, DLRG, Berufsfeuerwehr und Maltesern an die Saarbrücker Feuerwache. „Der Heilige Geist, der an Pfingsten im Mittelpunkt steht, ist ein Tröster und Helfer. Genau das haben Sie in den vergangenen Tagen getan und tun es noch immer – trösten und helfen“, gab er an die Aktiven weiter.

Kirche unterstützte weltliche Stellen

Die Evangelischen Kirchengemeinden Kölln (Köllertal) und Wiebelskirchen stellten kurzfristig ihre Gemeindehäuser zur Verfügung: In Riegelsberg-Walpershofen wurde im Gemeindehaus eine Notunterkunft für Evakuierte eingerichtet, in Wiebelskirchen diente das Gemeindehaus als Ausweichquartier für die örtliche Freiwillige Feuerwehr, deren eigentliche Wache ebenfalls vom Hochwasser betroffen war.

Unterstützung durch Spenden, Beratung, Ausstattung mit Bedarfsartikeln

Kirche und Diakonie unterstützen die Geschädigten weiterhin mit Rat und Tat. Zusätzlich zu den Spendensammlungen im Rahmen der Nacht der Kirchen haben viele Kirchengemeinden kurzfristig ihre Kollekten an Pfingsten umgewidmet zugunsten der Hochwassergeschädigten. Mehrere Tausend Euro kamen dadurch bereits zusammen. Auch in den nächsten Wochen wird noch in einigen Gemeinden gesammelt. Darüber hinaus sind Spenden jederzeit über das zentrale Spendenkonto der Diakonie Saar möglich.

Die Diakonie Saar bietet Menschen, die ihr Hab und Gut verloren haben, an, sich über die Diakoniekaufhäuser in Neunkirchen, Saarlouis, Völklingen und Sulzbach sowie über die St. Johanner Börse kurzfristig und unbürokratisch mit Kleidung, Möbeln oder Haushaltsgegenständen zu versorgen. Mitarbeitende der Diakonie unterstützen Geschädigte außerdem bei Antragstellung von Soforthilfen, bei der Schadensmeldung und informieren über weitere Hilfsleistungen. Wer die Angebote der Diakonie in Anspruch nehmen möchte, kann sich bei der zentralen Anlaufstelle unter Telefon 0681 933 55 9000 (Anrufbeantworter mit Rückruf) und Mail: fluthilfe@dwsaar.de melden oder direkt bei den Diakoniekaufhäusern.

Weitere unterstützende Maßnahmen sind derzeit in Vorbereitung. Gespräche mit der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe sowie der Diakonie Katastrophenhilfe und anderen diakonischen Trägern laufen. Beispielsweise ist anvisiert, Bautrockner aus dem Ahrtal ins Saarland zu holen, um sie hier zum Verleih zur Verfügung zu stellen.

Vorläufige Bilanz

„Wir sind dankbar für die große Welle der Hilfsbereitschaft“, erklären Superintendent Markus Karsch für den Evangelischen Kirchenkreisverband An der Saar und die Mitglieder der Geschäftsführung der Diakonie Saar, Pfarrer Matthias Ewelt, Anne Fennel und Oliver Kremp-Mohr.

 

Info:

Wer mit einer Spende dazu beitragen möchte, den Geschädigten direkt zu helfen, kann das über das Spendenkonto der Diakonie Saar tun: Vereinigte Volksbank eG, IBAN: DE76 5909 2000 7171 7100 00, Verwendungszweck: Fluthilfe.
Menschen, die helfen möchten, können sich über die zentrale Anlaufstelle bei der Diakonie Saar melden: Tel. 0681 933 55 9000, Mail: fluthilfe@dwsaar.de





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